KW 24/2017 – Straßenbahn und Philatelie

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Beim Straßenbahnfest zu Pfingsten 2017 gab es einen “Leckerbissen” der besonderen Art für Straßenbahn-Fans: ein Sonderstempel mit dem BMB-Logo, der zugleich an die letzten Straßenbahnen auf der Talsohle vor 30 Jahren erinnerte.

Als Clou hatte der Herausgeber – der Verein “Postwertzeichen Wuppertal e. V.” – einige Briefmarken vom 100. Jubiläum der Schwebebahn im Jahre 2001 zur Hand. Neben dem Motiv ist daran bemerkenswert, dass der Wert in zwei Währungen (D-Mark und Euro) angegeben ist, wie es in dieser Phase des Übergangs damals zeitweise üblich war.

Wir zeigen hier einen der beiden angebotenen Schmuckumschläge mit Motiven von unserer Museumsbahn und die Schwebebahnmarke mit einem Teil der Umrandung eines Zehnerblocks.

-gk-

KW 23/2017 – ET I – Das Unikum der Drachenfelsbahn

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Ihrem Redakteur ist mal wieder ein „Schnäppchen“ aus dem bekannten Online-Trödelmarkt zugeflogen. Es handelt sich dabei um die erste ihm bekannte Ansichtskarte, die den elektrischen Eigenbautriebwagen der Drachenfelsbahn in Königswinter zeigt. Hier überquert er gerade (oder auch nicht, denn der Stromabnehmer ist abgezogen) den Viadukt bei Schloss Drachenburg, das sich etwas finster im Hintergrund erhebt.

ET I entstand 1953 aus dem Vorstellwagen 1 mit Antrieb und elektrischer Ausrüstung von der Fa. BBC, die im gleichen Jahr auch die Fahrleitung errichtete. Auffällige Unterschiede zu seinen Nachfolgern sind die rundliche Front, die damals auch bei der DB „angesagt“ war, und die Türen auf beiden Wagenseiten.

Nach zweijährigem, erfolgreichem Probebetrieb folgten dann in kurzem Abstand vier etwas größere Triebwagen, die auch heute nach verkehren. ET VI von 1978 war dann wieder ein Eigenbau nach dem Vorbild der Vorgänger.

Motiv für die Elektrifizierung war zum einen die Notwendigkeit, das Problem der mangelnden Flexibilität des Dampfbetriebs bei unerwartetem Andrang zu lösen, andererseits aber auch der politische Wunsch, den „schmutzigen“ Dampf aus dem Erholungsgebiet zu verbannen. ET I bewährte sich vor allem an (Werk-)Tagen mit generell schwächerem Andrang. Letztlich hat er aber die Drachenfelsbahn gerettet, denn nach dem schweren Unglück vom 14. September 1958 kamen nur noch die Elektrotriebwagen zum Einsatz. Die Petersbergbahn beendete ihre Saison noch planmäßig mit Dampfzügen und stellte dann den Betrieb ein – aufgrund der deutlich schwächeren Fahrgastzahlen (nur Sonntagsbetrieb erlaubt) lohnte sich die Elektrifizierung wohl nicht.

Schon nach nur zehn Einsatzjahren drängten die vier Neubauwagen, die auch im Zugverband verkehren konnten, den ET I aufs Abstellgleis. Er endete 1963 als Baubude in Beuel (damals noch kein Teil von Bonn).

-gk- / Foto: Sammlung -gk-

KW 22/2017 – Die Zahnradbahn Stresa – Mottarone

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Kurz vor der Urlaubszeit blicken wir nach Italien. Um den schönen Lago Maggiore (den „größten“ See) und seine Inseln (besonders bekannt die „Isola Bella“) im Überblick zu bewundern, konnte man von 1911 bis 1963 mit einer Zahnradbahn auf den Monte Mottarone (1.491 m) fahren.

Auf Meterspur und Strub’scher Zahnstange überwanden die elektrischen Züge (750 V Gleichspannung) auf 9,89 km Strecke einen Höhenunterschied von knapp 1.200 Metern (von 203 m auf 1.380 m). Von der Bergstation zum Gipfel mussten die Fahrgäste dann die letzten 100 Höhenmeter zu Fuß zurücklegen. Als „Belohnung“ waren von der höchsten Erhebung der Region in alle Richtungen mehrere Seen und weitere bekannte Ausflugsberge zu sehen.

Erster Auslöser für den Bahnbau war die Eröffnung des Simplon-Tunnels im Jahre 1905, der den internationalen Eisenbahnverkehr auch nach Stresa brachte. Daneben setzte sich die örtliche Familie Borromeo für das Projekt ein, um ihren umfangreichen Grundbesitz am Berg touristisch zu erschließen.

Am 12. Juli 1911 fuhr der erste Zug. Anfangs als „Eisenbahn“ konzessioniert, galt der Betrieb ab 1917 zunächst versuchsweise als „Überland-Straßenbahn“. Diesen Status behielt er bis zum Ende am 13. Mai 1963. Von der Talstation am Bahnhof Stresa gab es auch noch eine kurze Stichstrecke zum Schiffsanleger, die über ein Gleisdreieck an das Hauptgleis angebunden war. Auf ihr pendelte anfangs ein Trambahnwagen ohne Zahnradantrieb als Zubringer.

Die fünf vierachsigen Zahnrad-Triebwagen sehen nicht grundlos den bekannten Schweizer Fahrzeugen der Epoche ähnlich, denn sie stammten aus einer Serie von SIG / SLM / Alioth, von der ein Wagen einer anderen Bahngesellschaft beim Museumsbetrieb Blonay – Chamby erhalten ist.

Wie auch anderswo, bewährte sich der Busbetrieb nicht und wurde 1970 durch eine Seilbahn ersetzt.

-gk- / Foto: Sammlung -gk-

KW 21/2017 – Das Zürcher “Cargo-Tram”

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Eine Güterstraßenbahn gibt es aktuell nicht nur in Dresden, sondern auch in Zürich. Bei der transportierten Ladung handelt es sich jedoch um Sperrmüll, der zur Entsorgung und zum Recycling abgefahren wird. Das „Cargo-Tram“ (in der Schweiz sind Straßenbahnen sächlich) verkehrt seit Frühjahr 2003 in einer Kooperation der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) mit der ERZ Entsorgung + Recycling Zürich (einer Abteilung der Stadtverwaltung). Nach einem festen Fahrplan fährt die maximal dreiteilige Garnitur jeden Werktag eine von elf Endschleifen oder Zwischenkehren (bzw. Depots) mit Abstellmöglichkeit für den Zug an. Da die Bahn wechselweise Sperrmüll und Elektroschrott (dann als „E-Tram“ – seit 2006) abholt, ergeben sich 22 Einsatztage im Monat.

Das Cargo-Tram ist aus einem Standard-Vierachser vom Typ „Kurbeli“ (Serie 1351-1359 / Bj. 1940ff.)) hervorgegangen. An einer Seite wurde die verjüngte Plattform mit den Türen abgetrennt; als Ergebnis entstand die jetzige, eckige Front. Der Motorwagen zieht bis zu zwei Anhänger, die mit einem Container und einer Müllpresse bestückt sind. An einer Werkbank im Tw können Recycling-Güter bereits vor Ort zur Materialtrennung weiter zerlegt werden.

Der „Clou“ ist aber: Der Sperrmüll wird zwar kostenlos entgegen genommen, er muss aber zu Fuß, mit dem Velo (Fahrrad) oder dem Tram / Bus angeliefert werden – Pkw-Ladungen werden nicht akzeptiert!

-gk- / Foto: -gk- (Mai 2017 am Zürcher Hauptbahnhof / Sihlquai)

KW 17/2017 – Straßenbahn auf Abwegen

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Das ist kein Aprilscherz und auch keine fehlkonstruierte U-Bahn – Arnt-Ulrich Mann hat hier den Lehrwagen Tw 128 der Wuppertaler Stadtwerke auf dem Weg in die Kohlfurth begleitet, die Aufnahme entstand am 27. März 1972 im Elberfelder Kiesbergtunnel.

Mit Baujahr 1919 handelt es sich um eins der ältesten Fahrzeuge im Bestand der Bergischen Museumsbahnen. Bei der MAN ursprünglich von der Augsburger Straßenbahn bestellt, verstärkte der fertige Triebwagen den Bestand der Bergischen Kleinbahnen in Elberfeld. Anfang der 50er Jahre wurde das Fahrzeug zum „Lehrwagen“ umgebaut und wurde dafür mit allerlei Vorrichtungen ausgestattet, um die Fahrschüler auf die Probe zu stellen.

Im Gegensatz zu seinem Schicksalsgenossen Tw 93, der ebenfalls via Augsburg ins Tal der Wupper kam, erhielt er aber nicht die mehrfach geknickte Front, die für die älteren Wuppertaler Straßenbahnen so typisch war.

Foto: Arnt-Ulrich Mann, Archiv Wolfgang R. Reimann

KW 08/2017 – Die Lebensader unserer Straßenbahnen

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Dieses Bild soll daran erinnern, dass uns Buntmetalldiebe im Herbst / Winter 2015 böse mitgespielt haben. Durch technische Probleme des Zweiwege-Turmwagens dauerte es dann noch bis Ende April 2016, bis die ersten Bahnen wieder elektrisch verkehren konnten.

Der noch frische Kupferdraht präsentiert sich hier in glänzendem Rot-Ton, aber in gar nicht so langer Zeit wird ihn Grünspan einfärben und unauffällig in die Umgebung unserer Waldstrecke integrieren.

-gk- / Foto: Michael Malicke