Ihrem Redakteur ist mal wieder ein „Schnäppchen“ aus dem bekannten Online-Trödelmarkt zugeflogen. Es handelt sich dabei um die erste ihm bekannte Ansichtskarte, die den elektrischen Eigenbautriebwagen der Drachenfelsbahn in Königswinter zeigt. Hier überquert er gerade (oder auch nicht, denn der Stromabnehmer ist abgezogen) den Viadukt bei Schloss Drachenburg, das sich etwas finster im Hintergrund erhebt.
ET I entstand 1953 aus dem Vorstellwagen 1 mit Antrieb und elektrischer Ausrüstung von der Fa. BBC, die im gleichen Jahr auch die Fahrleitung errichtete. Auffällige Unterschiede zu seinen Nachfolgern sind die rundliche Front, die damals auch bei der DB „angesagt“ war, und die Türen auf beiden Wagenseiten.
Nach zweijährigem, erfolgreichem Probebetrieb folgten dann in kurzem Abstand vier etwas größere Triebwagen, die auch heute nach verkehren. ET VI von 1978 war dann wieder ein Eigenbau nach dem Vorbild der Vorgänger.
Motiv für die Elektrifizierung war zum einen die Notwendigkeit, das Problem der mangelnden Flexibilität des Dampfbetriebs bei unerwartetem Andrang zu lösen, andererseits aber auch der politische Wunsch, den „schmutzigen“ Dampf aus dem Erholungsgebiet zu verbannen. ET I bewährte sich vor allem an (Werk-)Tagen mit generell schwächerem Andrang. Letztlich hat er aber die Drachenfelsbahn gerettet, denn nach dem schweren Unglück vom 14. September 1958 kamen nur noch die Elektrotriebwagen zum Einsatz. Die Petersbergbahn beendete ihre Saison noch planmäßig mit Dampfzügen und stellte dann den Betrieb ein – aufgrund der deutlich schwächeren Fahrgastzahlen (nur Sonntagsbetrieb erlaubt) lohnte sich die Elektrifizierung wohl nicht.
Schon nach nur zehn Einsatzjahren drängten die vier Neubauwagen, die auch im Zugverband verkehren konnten, den ET I aufs Abstellgleis. Er endete 1963 als Baubude in Beuel (damals noch kein Teil von Bonn).
-gk- / Foto: Sammlung -gk