Oktober 2022 – 125 Jahre Straßenbahn in Steele

Guido KorffBuch des Monats LISTE, Buch des Monats MIT FORMATIERUNG

Harald Vogelsang
125 Jahre Straßenbahn in Steele
Ein Beitrag zum Essener Nahverkehr

Revierbuch Verlag, Essen 2022
146 Seiten, Format 17,5 x 24,5 cm, Hardcover, ca. 220 schwarzweiße und farbige Abbildungen;
ISBN 978-3-947320-08-0

Im BMB-Vertrieb erhältlich für 24,90 € (auf Wunsch auch im Versand)

Es gibt viele deutsche Innenstädte, in denen der Drang zur “autogerechten Stadt” mehr Schaden angerichtet hat als die Bomben des Zweiten Weltkriegs. Ein Beispiel dafür ist der Essener Stadtteil Steele, dessen Zentrum in den 70er Jahren nahezu vollständig abgerissen wurde, um eine damals als modern empfundene Architektur zu schaffen, die heute kaum noch Liebhaber findet.

Das “beschauliche” alte Steele war geprägt durch einen eingleisigen Straßenbahn-Ring, der zugleich die damals fünf zulaufenden Strecken (von der Essener Innenstadt, Rellinghausen, Nierenhof, Steele-Hbf. und Kray) miteinander verband. Immerhin trafen hier drei Straßenbahn-Gesellschaften aufeinander: Süddeutsche Eisenbahn (Essen), Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn und Bergische Kleinbahnen (Elberfeld).

Der Autor hat die Abschnitte dieser Ringstrecke und der Anschlussstrecken auf Steeler Gebiet detailliert und nachvollziehbar dokumentiert. Es ist dabei spannend zu verfolgen, wie sich der “Stadtumbau” über die Zeit entwickelt hat. Zum Schluss – 1977 – musste auch die Straßenbahn weichen, die Linien enden seitdem – aus der Essener Innenstadt kommend – an der S-Bahn-Station “Steele-West”. Das war u. a. auch deshalb eine Option, weil die anderen Strecken, die sich an den “Ring” angeschlossen hatten, zu diesem Zeitpunkt schon lange stillgelegt waren.

Welche geringe “Halbwertszeit” die seinerzeitige Architektur hat, zeigt sich auch daran, dass diese Straßenbahn-Endstelle schon 30 Jahre später als unattraktiv empfunden und komplett neugestaltet wurde. Man mag auch bezweifeln, ob die Umwidmung einiger Straßen und Plätze im Zuge der früheren Schienenstrecken zu Fußgängerbereichen die heute leerstehenden Kaufhäuser wirklich erträglicher macht.

Der knappe einleitende Text reicht aus, um auch den auswärtigen Leser mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut zu machen. Details finden sich eher in den Bildlegenden. Nicht alle Fotos in diesem Band können qualitativ überzeugen, sie reihen sich jedoch durchweg sinnvoll in die visuelle Streckenreise ein, die das Konzept des Buchs ausmacht. Fahrzeugtypen werden zwar auch häufiger mal kommentiert, stehen aber definitiv nicht im Vordergrund.

Fazit: Für Fans der Straßenbahnen im Ruhrgebiet ist das Buch sicher ein reizvolles “Special”, das manche Informationslücke der thematisch “raumgreifenderen” Publikationen schließt.

-gk-