KW52/2018 – Zürich: Oh Tannenbaum, wie rollst du so schön!

Guido KorffBild der Woche

Die Bergischen Museumsbahnen wünschen allen Freunden der historischen Straßenbahnen im Kaltenbachtal Frohe Weihnachten!

Weihnachtstrams gibt es in verschiedenen Städten, erwähnt sei z. B. Nürnberg, wo die Straßenbahnfreunde in der Adventszeit ihre beliebten Glühweinfahrten durchführen. Wird das Innere der Bahnen oft stimmungsvoll geschmückt, bleiben die Außenseiten aber oft eher unauffällig. Eine aufwändige Dekoration mit vielen Sternchen und passenden Bildmotiven in den Feldern für die Werbeflächen ziert dagegen die Münchner „ChristkindlTram“.

Deutlich „mehr Lametta“ trauen sich da die Zürcher Verkehrsbetriebe zu. Was hier die Bahnhofstrasse befährt, sieht eher aus wie ein rollender Weihnachtsbaum als wie ein Tram (in der Schweiz sind Straßenbahnen „sächlich“!). Und da wir schon bei den Besonderheiten des Schweizer Deutsch sind: Der Herr in dem roten Mantel mit dem weißen Bart heißt in der Schweiz „Samichlaus“. Das Bähnchen ist dagegen als „Märlitram“ (Märchen-Tram) stadtbekannt. Es wird vom Samichlaus gesteuert und seine Begleiter – zwei Engel – erzählen den Kindern unterwegs spannende Weihnachtsgeschichten.

Das Märlitram verkehrt in der Adventszeit nachmittags alle 25 Minuten auf einem Rundkurs ab Bellevue-Platz (hier starten auch die anderen VBZ-Sonderfahrten). Das Ticket ist für das normale Schweizer Preisniveau günstig mit Sfr. 8,- (ca. € 7,20). Es dürfen maximal 24 Kinder zwischen 4 und 10 Jahren mitfahren, ältere Geschwister und Eltern müssen dagegen am Bellevue warten!

Unser Foto wirkt zu Recht schon etwas älter; darauf deuten u. a. die Pkw wie der Ford Escort (links) hin, die Anfang der 70er Jahre die Straßen bevölkerten. Wer die Szenerie kennt, weiß auch, dass die Bahnhofstrasse mittlerweile verkehrsberuhigt und weitgehend dem dichten Tramverkehr – und natürlich den Fußgängern – vorbehalten ist.

Bei dem Wagen handelt es sich mit Be 2/2 1208 um den ältesten historischen Triebwagen, den die VBZ regelmäßig einsetzt (Im Trammuseum gibt es noch ältere Fahrzeuge). Er wurde 1913 von den Herstellern Schlieren / Oerlikon gebaut. Anfangs überwiegend weiß lackiert, wechselte die Farbgebung später auf rot; die hier sichtbare Dekoration wurde inzwischen ebenfalls erneuert. Das Fahrzeug hat übrigens nur 16 Sitzplätze…

Bei der Recherche für diesen Text stieß Ihr Autor dann auf die interessante Information, dass das Märlitram in diesem Jahr schon sein 60. Jubiläum feiern konnte! Der Betrieb wird übrigens von Beginn an von der Kaufhauskette Jelmoli gesponsort, die auch die Tickets verkauft.

Zum „runden“ Anlass hat Jelmoli dem Märlitram darüber hinaus eine ganze Collection von Fanartikeln spendiert. Dazu zählen Kinder-Pyjamas, eine Decke, Schokolade und sogar eine Version der Tram als Weihnachtskugel. Ein Bilderbuch gehört natürlich auch noch dazu! Der besondere Gag ist aber die Dekoration des Kaufhausgebäudes an der Bahnhofstrasse als riesige Märlitram!

-gk- / Foto: Sammlung -gk-