KW37/2024 – Dresden: Die Brücke und ihr ungewöhnliches Einsturzdatum

Guido KorffBild der Woche

Am 11. September 2024 ist die Carolabrücke in Dresden teilweise eingestürzt. Die besondere Bedeutung dieses Datums hätte sicher zu manchen finsteren Spekulationen Anlass gegeben, wäre nicht sofort klar gewesen, dass Korrosion die Ursache war. Von den drei parallelen Brückenzügen ist nur der separate “Teil C” betroffen, der die Straßenbahngleise und die Fußgängerwege trägt. Im Gegensatz zu den Fahrbahnteilen für die Autos war dieser Teil noch nicht saniert. Jetzt wurde er in großer Eile abgerissen, da angekündigter Starkregen und ein nachfolgender hoher Wasserstand zusätztliche Probleme befürchten ließen.

Die Carolabrücke markiert das obere Ende des weltberühmten Dresdner Terrassenufers. Gut erkennbar ist das auch an dem schmucklosen Hochhaus in direkter Nachbarschaft. Die Verbindung zum “touristischen Teil” stellen auf dem Bild jedoch die Dampfschiffe der “Weißen Flotte” her, von denen in der Unglücksnacht zum Glück keines unter der Brücke festgemacht war.

Die Brücke hatte eine Vorgängerin unter gleichem Namen von 1892, die aber den Zweiten Weltkrieg. nicht überlebte. Sie war nach Carola von Wasa-Holstein-Gottorp benannt, die zur Bauzeit der Brücke mit Ihrem Gatten Albert Sachsen als Königspaar regierte. Ein Ersatzbau für die Brücke wurde erst 1971 zum VIII. Parteitag der SED fertig. Zunächst nach einem DDR-Politiker benannt, wandelte sie sich erst 1991 wieder zur (zweiten) Carolabrücke.

Über die Brücke verkehrten die Straßenbahnlinien 3 und 7, auf denen teilweise auch schon die neuesten Trams der Baureihe NGT DXDD eingesetzt waren, die durch ihren bis zu 2,65 m breiten Wagenkasten besonders wuchtig wirken. Vermutungen, diese Wagen könnten für die Carolabrücke zu schwer gewesen sein, wurden von den DVB allerdings prompt dementiert. In der Tat sind die NGT 12 DD noch etwas schwerer.

Dresden hat nicht zum ersten Mal Probleme mit einer Elbbrücke. Die Realisierung der Waldschlößchenbrücke (sic!) 2013 war der Schlusspunkt des “Dresdner Brückenstreits”, der 2009 zur Aberkennung des Weltkulturerbe.Status führte. Dabei muss man allerdings berücksichtigen, dass es sich bei dem Titel von 2004 um eine “touristische Mogelpackung” handelte, denn nicht die Dresdner Altstadt im engeren Sinne war sein Gegenstand, sondern das Elbtal, dessen Schutzbereich elbaufwärts z. B. bis Pillnitz reichte. Und da “knallte”die Waldschlößchenbrücke eben mittenrein…

Foto: -gk-