KW35/2025 – Düsseldorf: Wie man sich bettet, so liegt man…

Guido KorffBild der Woche

Zu den Auflagen der technischen Aufsichtsbehörde, die uns bei den BMB derzeit am meisten wehtun, gehört die Forderung, zahlreiche abgängige Schwellen auf der Strecke zu tauschen. In den Jahren 2012 bis 2019 sind jedes Jahr größere Gleisabschnitte überarbeitet worden, jedoch wurde das Programm aus irgendwelchen Gründen dann nicht mehr fortgesetzt. Dadurch sind Abschnitte verblieben, auf denen noch durchgehend die Schwellen der letzten Streckensanierung von 1952 liegen, bei der die Wuppertaler Stadtwerke (WSW) außerdem – der Not der Zeit gehorchend – nicht immer Schwellen der besten Qualität verbaut haben. Es ist schade, dass die Aufsichtsbehörde jetzt darauf gestoßen ist, denn wir waren ja schon auf einem guten Weg. Wenn man das englische Wort “Sleeper” für Schwelle mit “Schläfer” übersetzt, sind wir jetzt eben unsanft geweckt worden.

Unsere Strecke ist ebenso wie die Fahrzeuge denkmalgeschützt, deshalb haben wir nicht alle Freiheitsgrade bei der Auswahl der Ersatzprodukte. Das haben wir schon bei den Masten erfahren dürfen, wo wir die Gittermasten durch gleichartige Masten ersetzen mussten und keine “Betonstangen” verwenden durften, obwohl die WSW selbst 1952 solche aufgestellt haben und diese jetzt auch denkmalgeschützt sind. Das bedeutet für uns, dass wir praktisch keine Holzschwellen mehr einbauen können. Es gibt von 2019 her noch Restbestände, die wir bevorzugt verbrauchen wollen, aber danach werden wir auf Kunststoffschwellen übergehen.

Warum keine Holzschwellen mehr? Wer sich die neuen Schwellen auf dem Betriebshof näher ansieht, wird die schwarze, teerartige Flüssigkeit erkennen, mit der die Holzschwellen imprägniert sind. Das ist Karbolineum und seit einigen Jahren für die Herstellung verboten. Auch die alternative Substanz Kreosot trifft demnächst das gleiche Schicksal. Deshalb haben sich die Hersteller bereits auf die zukunftsträchtigen Ersatzmaterialien Beton und Kunststoff umgestellt. Wir können also keine brauchbaren Holzschwellen mehr kaufen! Die Firma Richtberg, von der wir die auf dem Hof lagernden Schwellen bezogen haben, hat sogar ihren Geschäftsbetrieb gleich ganz eingestellt. Zwar bietet einem Google noch zahlreiche Lieferanten der Holz-Variante an, aber diese Produkte sind unbehandelt oder bestenfalls “druckimprägniert” und damit nur als Gartendekoration geeignet. Wir wollen ja nicht alle zwei Jahre unsere Schwellen tauschen müssen.

Beton fiel als Material schon wegen der Optik aus, außerdem gilt der Herstellungsprozess als sehr energieintensiv.  Die Kunststoff-Variante gibt es in verschiedenen Farbtönen, wobei wir jetzt ein Produkt gewählt haben, dass unseren alten Schwellen sehr ähnlich sieht. Vegetation und Schmutz werden das übrige tun, die Unterschiede im Laufe der Zeit zu verwischen. Kunststoff-Schwellen bestehen zu 80 – 90 % aus Recycling-Material (Polyolefine, wie sie für Verpackungen verwendet werden)  und sondern keine Schadstoffe ab. Damit passen sie zu unserer Strecke in einem Landschaftsschutzgebiet. Und der Denkmalschutz kann sich ebenfalls mit dem Produkt anfreunden. Die eckige Form stört letztlich auch nicht, denn neuere Holzschwellen waren auch schon sehr regelmäßig gesägt, wie man auf unserem Betriebshof derzeit noch sehen kann.

Wie “kriegen wir jetzt die Kurve” nach Düsseldorf? In der Endschleife Gerresheim-Bahnhof lagern im Sommer 2025  Schwellen aller drei Material-Varianten. Was vorne liegt, besteht aus Kunststoff, die Holzschwellen hinten rechts erkennt man an dem Metallgitter, dass die gesägten Enden zusammenhalten soll. Der optische Unterschied ist auf den ersaten Blick nicht sehr groß. Dagegen stechen die Betonschwellen hinten links deutlich ab. Wenngleich die Vielfalt auf dem Bild den Eindruck erweckt, dass die Rheinbahn je nach Bedarf das Material auswählt, so dürften aber auch hier die Holzschwellen auf dem Rückzug sein.

Text und Foto: -gk-