Sie kennen das beliebte Bilderrätsel in Ihrer Illustrierten: Zwei scheinbar identische Bilder weichen in einigen Details voneinander ab. Als Leser sollen Sie dann die Unterschiede finden und markieren.
In unserem Bild der Woche haben wir diese Anordnung etwas verändert: Die Fronten des ältesten Triebwagens der Drachenfelsbahn (Tw 2 / rechts) und seines jüngsten Schwesterfahrzeugs (Tw 6 / links) stehen sich gegenüber. Erst auf den zweiten Blick erkennt man einige Abweichungen. Finden Sie sie auch?
In den Jahren zwischen 1955 und 1960 lieferte die Waggonfabrik Rastatt vier gleiche elektrische Triebwagen an die Drachenfelsbahn, die nach und nach die Dampflokomotiven ablösten. Vor Ort trafen Sie auf Triebwagen 1, der bereits 1953 im Eigenbau aus einem Personenwagen entstanden war. In jenem Jahr gab es also schon die Fahrleitung, die samt zugehöriger elektrischer Ausrüstung von BBC installiert worden war.
Die Umstellung auf die neue Antriebskraft dauerte so lange, weil man es anfangs damit auch gar nicht so eilig hatte. Die Hauptlast des Verkehrs an schönen Sommertagen trugen weiterhin die Dampfzüge mit mehreren Vorstellwagen; die Triebwagen waren eher für die rasche Verstärkung bei großem Andrang oder den Betrieb in den Nebensaisonzeiten gedacht. Die Situation änderte sich erst mit dem schweren Unglück vom September 1958, in dessen Folge man den Einsatz von Dampfloks aufgeben wollte.
Allerdings waren die Triebwagen ja immer noch zu klein für Tage mit größerem Besucherandrang. Zum Glück können sie aber in Doppeltraktion verkehren. Dies galt allerdings nicht für den Tw 1, der ja auch nochmals kleiner war. Da bei zwei Doppeltraktionen dafür kein Reservefahrzeug vorhanden war, baute die Bahngesellschaft 1978 ein fünftes gleichartiges Fahrzeug mit eigenen Kräften nach; die Waggonfabrik Rastatt hatte um 1970 die Neuproduktion von Schienenfahrzeugen aufgegeben. Tw 1 mutierte dagegen schon 1963 zu einer Baubude.
Da man sich nicht mehr aus dem Lager der ursprünglichen Herstellerfirma bedienen konnte, versuchte man, möglichst ähnlichen Ersatz zu finden. Die auffälligste Abweichung stellt das Profil der Alu-Zierleiste unterhalb der Fenster dar; außerdem hat auch der Zierspitz an der Front einen etwas anderen Winkel. Die Bremslichter sind bei Tw 6 rund, bei der früheren Serie jedoch rechteckig. Ebenso unterscheidet sich die Beleuchtung der Trittstufen; an den Türflügeln weichen die Gummileisten und die Befestigung der Handgriffe voneinander ab. Sicher kann man man bei genauer Betrachtung der kompletten Wagenkästen weitere Differenzen in den Details feststellen, manche dürften aber auch im Zuge der Ersatzteilverfügbarkeit bei Erhaltungsarbeiten entstanden sein.
Die kleinen Zweiachser der Zahnradbahn entstammen einer Zeit, als die sog. “Verbandstriebwagen” das Erscheinungsbild zahlreicher Straßenbahnbetriebe bestimmten. Von Deutschlands Straßen ist diese Fahrzeuggeneration jedoch schon lange verschwunden. Am Drachenfels kann man sie dagegen noch im alltäglichen Einsatz erleben. Um die Jahrtausendwende wurden alle Triebwagen technisch modernisiert, ohne den historischen Gesamteindruck zu verändern. Die Eigentümer-Familie investiert außerdem nach wie vor in ihre Bahn, so dass man sicher noch lange mit den kleinen Wagen bergauf brummen kann.
-gk- / Foto: -gk-