KW24/2022 – Laon: “Zacke” auf Französisch

Guido KorffBild der Woche

Das kleine Städtchen Laon liegt in Nordfrankreich. Die mittelalterliche Siedlung mit ihrer berühmten Kathedrale erstreckt sich auf einem Bergrücken, der rund 100 Meter aus der Ebene emporragt. Als ab 1857 an dessen Fuß die Eisenbahnlinie nach Paris entstand, kam der Wunsch auf, statt des bisherigen, mühsamen Treppenwegs eine komfortablere Transportmöglichkeit zu errichten. Dessen Erfüllung dauerte aber noch bis zum 09. Juli 1899. An diesem Tag nahm die neue elektrische Zahnradbahn (Abt’sche Zahnstange mit zwei Lamellen) ihren Betrieb auf.

In einem weiten Bogen klettert das Gleis vom Bahnhof hinauf zum Marktplatz in der historischen Altstadt. Auf ihrer Länge von 1.480 m durchfährt die Bahn u. a. ein Haus, passiert einen Viadukt mit sechs Bögen (hier im Bild) und unterquert eine Straße in einem 50 m langen Tunnel.

Insgesamt vier Triebwagen – Beiwagen gab es keine – versahen bis zum Ende ihren Dienst. Nach einer längeren Unterbrechung als Folge des Ersten Weltkriegs wurden die Wagen zur Wiederaufnahme des Betriebs leicht modernisiert; u. a. wurden die Führerstände verglast. Ein Triebwagen erhielt kurz vor Schluss sogar noch einen fast “futuristischen” Wagenkasten, aber auch das hat nicht verhindern können, dass die Bahn 1971 wegen angeblich mangelnder Sicherheit stillgelegt wurde. Immerhin sind alle vier Wagen noch vorhanden – von einem aber nur noch das Untergestell.

Die Standseilbahn POMA 2000, die 1989 auf der gleichen Trasse errichtet wurde, ist auch schon wieder Geschichte; sie wurde 2016 nach einem Betreiberwechsel kurzerhand eingestellt.

Im Ersten Weltkrieg war Laon vier Jahre lang lokales Hauptquartier der deutschen Besatzungstruppen. Aus dieser Zeit kann man noch viele deutsch beschriftete Ansichtskarten im einschlägigen (Online-)Handel antreffen. Wichtigstes Motiv war der Viadukt mit Blick hinaus zur Kathedrale. Leider sprengten die Soldaten bei ihrem Abzug alle Bögen des Viadukts und legten die Bahn damit für längere Zeit lahm.

Wir schauen in die Gegenrichtung und sehen links das Monument, das zum Gedenken an die Kriegsopfer 1926 eingeweiht wurde. Die 17 m hohe Säule zeigt die Kriegsgöttin Minerva in einer Verteidigungsposition, die aussagt: Der Krieg ist vorbei, ich werde keinen neuen beginnen, aber ich bin wachsam”. Schon 14 Jahre später waren wieder deutsche Soldaten in Laon…

(Ein ausführlicherer Beitrag mit weiteren Bildern findet sich in Haltestelle 132.)

-gk- / Foto: Verlag CIM (Sammlung –gk-)