In KW21/2018 haben wir den Münchner Hauptbahnhof besucht. Diese Woche ziehen wir einen Häuserblock weiter und schauen uns am Karlsplatz um, den die Münchner „Stachus“ nennen. Durch die Straßenschlucht links des Hotels Königshof erkennt man noch schwach die Fassade des alten Hauptbahnhofs, die in den 50er Jahren abgerissen wurde. Die heutige Empfangshalle öffnete dann im August 1960 erstmals ihre Türen für DB-Reisende.
Die Straßenbahngleise im Vordergrund führen in die Neuhauser Straße, die ihren oberirdischen Schienenverkehr 1972 zugunsten der S-Bahn verloren hat. Die hier sichtbare Ost-West-Ausrichtung des Karlsplatzes wurde deshalb damals in eine Nord-Süd-Orientierung umgewandelt, die Neuhauser Straße zur Fußgängerzone.
Nach links führt die Sonnenstraße zum Sendlinger Tor. Sie folgt der früheren Stadtmauer und nahm nach deren Abbruch den Charakter eines Boulevards mit einer Flanierallee in seiner Mitte an. Heute liegen hier stellenweise acht Autofahrspuren nebeneinander; aber auch die Tramstrecke fächert sich kurz vor dem Sendlinger Tor immer noch in vier Gleise auf. Zwei davon dienten bis 1972 der „Vorsortierung“ des Abzweigs in die Lindwurmstraße, heute führen sie in die Wendeanlage. Unter der Lindwurmstraße fahren heute die U-Bahn-Linien 3 / 6. Das Gasthaus und Reisebüro links im Vordergrund musste diesem Umbau natürlich weichen.
Die zentrale Haltestelle mit dem Wartehäuschen ist ebenfalls verschwunden. Die Tramhaltestellen in den angrenzenden Straßen haben aber alle durch die unterirdische Fußgängerebene der S-Bahn-Station Verbindung miteinander.
Um den drei stark belasteten Linien Richtung Moosach das Überqueren der Autofahrspuren zu ersparen, verläuft heute vor dem Hotel Königshof ein separates Wende- und Wartegleis, auf dem die von rechts aus der Prielmayerstraße kommenden Wagen der Linien 20 / 21 / 22 gleich wieder über die Bayerstraße (links) zum Bahnhofsvorplatz zurückkehren können.
Weil die Umsteigeverbindungen zur S- und zur U-Bahn stark genutzt werden, kommen die meistfrequentierten Münchner Trambahnlinien hier vorbei. Deshalb kann man durchaus vom „Herzen“ des Tramnetzes sprechen.
Und warum wird der Karlsplatz meistens „Stachus“ genannt? Dort, wo links heute der Kaufhof steht, befand sich seit 1728 eine Gastwirtschaft mit Biergarten, die einem Eustachius Föderl gehörte. Da der Kurfürst Karl Theodor, der dem Platz eigentlich seinen Namen gegeben hatte, als Wittelsbacher aus der Pfalz in München eher unpopulär war, wich die Bevölkerung auf den Rufnamen des beliebten Wirtes Föderl aus – und so ist es bis heute geblieben.
-gk- / Foto: Sammlung -gk