Die Wahner Straßenbahn war mit ca. 2,8 Km Streckenlänge einer der kleinsten deutschen Schienenverkehrsbetriebe. Hinzu kommt, dass sie eigentlich kein örtliches Verkehrsbedürfnis bediente, sondern schwerpunktmäßig Arbeiter und Soldaten vom Wahner Bahnhof zum anderen Streckenende beförderte. Ganz allein auf weiter Flur war die kleine Bahn aber nicht. Die Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerke AG hatte um die Wende zum 20. Jahrhundert im westdeutschen Raum verschiedene Überlandbahnen eingerichtet, die sich durch gleichartige Bauprinzipien und Wagenmodelle auszeichneten.
Die große Dynamit-Fabrik der Rheinisch-Westfälischen Sprengstoffwerke in der Wahner Heide war ab 1914 durch die Straßenbahn Siegburg – Zündorf an die Staatsbahn in Troisdorf angebunden worden. Vielen Mitarbeitern der großen Fabrik war jedoch – vor allem, wenn sie aus Köln kamen – die Anreise über Troisdorf zu umständlich. Das RWE reagierte darauf mit dem Bau der wesentlich kürzeren Anbindung an den Bahnhof von Wahn, das damals noch nicht zu Porz bzw. später zu Köln gehörte. An der Flughafenstraße in Lind traf sie auf die Gleise der Schwesterbahn Siegburg – Zündorf. Übergangsverkehr war zwar möglich, aber nicht üblich. Die neue Strecke gehörte der Gemeinde Wahn, das RWE erbaute sie und übernahm wie üblich die Betriebsführung. Am 06. Mai 1917 wurde der Verkehr eröffnet.
Schon nach zwei Jahren kam der erste Rückschlag: Das Dynamit-Werk musste nach dem Versailler Vertrag demontiert werden. Jahrelang hielt sich der Betrieb danach mehr schlecht als recht. Ab 1933 brachte die militärische Aufrüstung der Nationalsozialisten jedoch einen Fliegerhorst in die Wahner Heide. Die Fahrgastzahlen erholten sich rasch und schon bald mussten einzelne Züge mit 2 und mehr Beiwagen gefahren werden. Auf dem riesigen Gelände entstand später der Flugplatz der provisorischen Bundeshauptstadt Bonn, heute einer der größten Umschlagplätze für Luftfracht in Deutschland.
Bemerkenswert war der Wagenpark. Da 1917 in angemessener Zeit keine Neufahrzeuge verfügbar waren, setzte das RWE kurzerhand vier Triebwagen von der Konzernbahn in Kleve nach Wahn um. Diese typischen RWE-Baumuster aus dem Jahr 1911 bleiben bis zum Ende der Bahn im Jahr 1961 die einzigen Motorwagen. Hinzu kamen acht leichte Pferdebahnwagen aus Köln, von denen fallweise bis zu fünf Stück von einem einzelnen Motorwagen gezogen wurden, sowie vier Beiwagen aus dem Jahr 1921.
Für diesen doch überschaubaren Wagenpark entstand der abgebildete Betriebshof mit vier Gleisen in der großen Halle, deren Giebel die Werbetafel verdeckt. Die Halle ist geschätzt ca. 40 m lang und dürfte mindestens 12 Wagen Platz geboten haben. Der Anbau rechts gehört wohl nicht zum ursprünglichen Baukomplex, wäre für eine Fahrleitung aber ohnehin zu niedrig. Der Betriebshof befindet sich neben der BAB A 59, gleich nordöstlich der Ausfahrt Wahn. Das Depot lag in der Mitte der Strecke, folglich befand sich hier auch die mittlere der drei Ausweichen der Strecke.
Zu Beginn der 60er Jahre zog sich das RWE aus dem Schienenbetrieb zurück. Die Kündigung des Betriebsführungsvertrages traf auf das Desinteresse der Gemeinde Porz am Bahnbetrieb. Ab 01. Oktober 1961 verkehrten Omnibusse.
Text und Foto: -gk-