KW18/2022 – Hohe Tatra: Ein Reisetipp – Besucht doch mal die Schwester!

Guido KorffBild der Woche

Unsere Hagener E-Lok war ja nicht allein in der Schweiz. Sie befand sich vielmehr in Gesellschaft ihrer Schwesterlok 3, die ihr zehn Jahre später (1965) in den Süden gefolgt war. Weil die Schweizer ein Herz für rüstige Oldies auf Schienen haben – man denke nur an die vielen Triebwagen, die gebraucht bei Stern & Hafferl noch viele Jahre im Einsatz standen – hat auch Lok 3 überlebt und in der Slowakei eine neue Heimat gefunden. Dort befindet sie sich in bester Gesellschaft, wie wir hier sehen können.

Die Elektrische Tatrabahn (slowakisch: Tatranská elektrická železnica – TEŽ) erschließt einige Wintersportorte am Südhang der “Hohen Tatra”, dem höchsten Teil der Karpaten. Als die Bahn 1908 zur Förderung des Tourismus in der Region eröffnet wurde, gehörte die Hohe Tatra noch zum ungarischen Teil der Habsburger-Monarchie. Für die Wintersportfreunde in Wien lag die Hohe Tatra damals näher als Tirol!

Der österreichisch-ungarische Ursprung ist der hier abgebildeten historischen Garnitur deutlich anzusehen. Triebwagen 22 aus der Anfangszeit wurde von der Waggonfabrik Ganz in Budapest geliefert. Die Garnitur zeigt sich heute perfekt restauriert! In den sechziger Jahren übernahmen moderne straßenbahnähnliche Achtachser von Tatra Vagonka den Verkehr, weil die Nordischen Ski-Weltmeisterschaften vor der Tür standen. Einer dieser Züge wurde in den letzten Jahren ebenfalls museal aufgearbeitet. Seit 2000 verkehren im Regelverkehr nur noch Niederflurtriebwagen nach dem Muster des Stadler GTW 2/6. Sie waren Teil der Bewerbung um die Olympischen Winterspiele 2006, die jedoch an Turin vergeben wurden.

Die Strecke führt von Poprad Tatry an der Eisenbahn-Hauptstrecke von Bratislava nach Kosice zunächst bergwärts nach Starý Smokovec. Dort verzweigt die Linie in beiden Richtungen entlang des Berghangs nach Tatranská Lomnica und Štrbské Pleso. Beide Endpunkte sind ihrerseits wieder auf der Schiene mit der genannten Hauptbahn verknüpft, die erstgenannte Endstation über eine Staatsbahnstrecke, die andere über eine Zahnradbahn.

Die Zahnradbahn wurde ebenfalls in Vorbereitung der Nordischen Ski-Weltmeisterschaften 1970 mit Schweizer Technik errichtet. Sie folgt der Trasse einer Vorgängerbahn, die in den 30er Jahren stillgelegt worden war. Auch hier hat es mittlerweile einen Generationenwechsel gegeben; die fünf neuen Triebwagenzüge von Stadler können künftig in Štrbské Pleso sogar auf die Adhäsionsstrecke übergehen.

Es gibt also einiges zu entdecken in der Hohen Tatra – wenn Sie mal hinfahren, grüßen Sie bitte E-Lok 3 von uns!

-gk- / Foto: -gk-