KW07/2025 – Düsseldorf: Nostalgie pur

Guido KorffBild der Woche

Düsseldorf ist eine moderne Stadt. Wer wie der Autor eher selten in die Niederungen der Landeshauptstadt kommt, wundert sich über den steten opulenten baulichen Fortschritt – oder zumindest über die sichtbaren Veränderungen.

Die Linie 704 fährt von der Endstelle Universität Nord zur Merziger Straße in Derendorf-Nord. Dort gab es von 1899 bis 2002 den städtischen Schlachthof mit einer Vielzahl an Gebäuden und Beschäftigten. Nach einer Privatisierung Ende der 90er Jahre kam die Insolvenz. Bagger mit der Abrißbírne rollten an. Heute gehört die alte Pferdeschlachthalle zum Gebäudekomplex der Internationalen Hochschule und auch die frühere Großviehmarkthalle blieb für Veranstaltungen erhalten. Wie um den Wandel zu unterstreichen, kann man heute in direkter Nähe zur Straßenbahnlinie 704 superteure Edelsportwagen des Fabrikates Lamborghini betrachten und erwerben!

Unterdessen rumpeln die modernen Niederflur-Gelenkzüge auf sich marode anhörenden Gleisen der Endschleife Merziger Straße zu.  Dort darf man als „Stadtbummler“ bis zur Weiterfahrt im Innern sitzen bleiben. Auch hier zahlreiche moderne Wohnhäuser neben Altbestand. Und dann der Blick nach draußen: das Bild der Woche! Fast schon denkmalwürdig präsentiert sich das Ensemble der gasbetriebenen Straßenlaterne am grünen Peitschenmast und dazu das Straßenverkehrsschild „Achtung Straßenbahn“.

Doch das Ende der idyllischen Gasleuchten kommt.  Grundlage für den Umstieg auf Strombetrieb ist ein Ratsbeschluss von September 2023, der die Umrüstung nahezu aller 13.600 Gaslaternen – mit Ausnahme der Gaslaternen im Gartendenkmal Hofgarten – vorsieht.

Aber auch das Verkehrsschild erscheint antiquiert. Wann war zum letzten Mal eine vierachsige Straßenbahn im Planbetrieb dort zu sehen? Die Linie 704 war in der Tat eine der Strecken, auf denen die Rheinbahn noch recht lange vierachsige Großraumzüge aus Trieb- und Beiwagen einsetzte. Das veraltete Verkehrsschild darf man der Stadt jedoch nicht ankreiden. Erst 2017 hat der Gesetzgeber den hier gezeigten Vierachser als sog. “Sinnbild” nach § 39 StVO bestätigt. Es darf mit dem Zeichen 101 (Gefahrstelle) kombiniert werden. An dieser Stelle kann man es fast als eine Hommage an die Vierachser-Großraumwagen betrachten, denn die Landeshauptstadt gilt ja als Heimat und Wegbereiter der klassischen DÜWAG-Bahnen, die mit der vierachsigen Version die Grundlage für eine bundesweite Verbreitung der Baukastenbahn bis hin zum 12-Achser der Rhein-Haardtbahn bildeten.

Text und Foto: Michael Malicke