KW07/2019 – Gelsenkirchen: Der Hauptbahnhof – Ein Prunkstück der Stadt

Guido KorffBild der Woche

Das „Bild der Woche“ für die KW41/2017 stand unter dem Motto „Gelsenkirchen, wie hast du dich verändert!“ Gemeint waren damit der Abriss des schmucken alten Bahnhofsgebäudes und sein Ersatz durch eine „Einkaufspassage mit Bahnsteigzugängen“. Ihrem Chronisten ist es inzwischen gelungen, ein ähnliches Motiv aufzutreiben, das von der damals gezeigten Situation weit in die Vergangenheit zurückblendet – den Pferdedroschken nach zu urteilen, in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg.

Im Vergleich fällt auf, dass sich die Situation im Laufe der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts kaum verändert hat. Das Bahnhofsgebäude hat wohl beide Weltkriege relativ heil überstanden, nur kleinere Details wurden vereinfacht oder „modernisiert“. Auch das „Central-Hotel“ links im Bild ist bis auf die Dachgauben und den Ziergiebel weitgehend das alte geblieben. Lediglich die eingezäunte Grünanlage mit dem dekorativen Blumenhügel ist fünfzig Jahre später genau wie die Bäume am Droschkenstand dem angewachsenen Verkehr gewichen.

Der große Gelsenkirchener Stadtumbau der 70er Jahre fiel in eine Zeit eines nahezu unbegrenzt geglaubten wirtschaftlichen Wachstums. Zwar hatte es für die Zukunft des Steinkohlenbergbaus bereits erste düstere Warnzeichen gegeben, aber man glaubte noch, diese Dellen mit anderen, neuen Industrien ausbügeln zu können. Man denke nur an das Opel-Werk in Bochum – mittlerweile auch schon wieder Geschichte!

Der Verzicht auf ein Bahnhofsgebäude dokumentiert zugleich den immensen Personalabbau bei der seinerzeitigen Deutschen Bundesbahn, bei dem zahllose Funktionen und Arbeitsplatze in der Verwaltung wegrationalisiert wurden. Wo dann für die Büros keine anderen Nutzer gefunden werden konnten, rollten die Bagger an. Erst in den letzten Jahren hat die Deutsche Bahn eingesehen, dass repräsentative Bahnhöfe auch wirksame Image-Träger sein können…

Auf unserem Bild links befährt Triebwagen 807 als Linie 3 die Straßenbahnstrecke Richtung Wattenscheid-Günnigfeld / Volkspark, die bis zum 27. Dezember 1954 verkehrte. Von der Strecke nach Essen über Rotthausen (rechts) ist immerhin die Fahrleitung klar zu erkennen. Erbaut wurde sie 1909 von der Süddeutschen Eisenbahn, die erst in den 50er Jahren zur „EVAG“ umfirmierte.

Die hier sichtbaren Gleise sind 1974 mit der bevorstehenden Verbannung der Straßenbahn in einen sog. „Stadtbahn“-Tunnel verschwunden, der heute unter diesem Platz verläuft. Die Strecke nach Wattenscheid und Bochum erhielt eine weiter östlich gelegene Umleitungsstrecke, während die Verbindung nach Essen stillgelegt wurde. Immerhin gab / gibt es ja über Trabrennbahn eine zweite Fahrgelegenhiet nach Essen.

-gk- / Foto: Sammlung -gk