Die Stadtbahn Hannover zählt zu den Erfolgsgeschichten auf ihrem Gebiet: sie bildet ein einheitliches Netz, das in seiner Region die Hauptlast des Nahverkehrs trägt und immer noch gelegentlich wächst. Im Zentrum fahren die Züge unterirdisch und haben großzügigen Fußgängerzonen Platz gemacht. Dennoch sind auch hier in der Innenstadt einige Planungen der Frühzeit nicht umgesetzt worden. Die Rede ist vom D-Tunnel – aber dazu später.
Ähnlich wie in Stuttgart oder Bielefeld erreicht der Netzausbau jetzt aber eine Phase, in der die Frage der Barriere-Freiheit entschieden angegangen werden muss. Zweiteilungen der Stadtbahn-Infrastruktur und separate Wagenparks wie in Köln, Dortmund oder Düsseldorf sollen möglichst vermieden werden. Für Hannover bedeutet dies vor allem die konsequente Einrichtung von Hochbahnsteigen, um sich von den aufwändigen und fehleranfälligen Klapptrittstufen an den Wagen trennen zu können. Der Verkehrsbetrieb üstra hat sich dafür selbst Druck gemacht – denn die neue Serie der 3000er Wagen hat einfach keine Klapptrittstufen mehr!
Wie überall hat man sich um die schwierigsten Haltestellen gedrückt, so lange es ging, aber jetzt müssen auch für die „sensiblen“ Bereiche der Stadt Lösungen gefunden werden. Da man vor dem Bahnhof (im Bildhintergrund zu sehen) keine mehrheitsfähige Lösung finden konnte, müssen die Linien 10 und 17 nun von dort weichen – am 25. Mai fuhren sie letztmalig zum Aegidientorplatz. Stattdessen enden die beiden Linien künftig auf dem Raschplatz hinter dem Hauptbahnhof. Die Strecke dorthin befindet sich aber noch im Bau; sie soll im September eingeweiht werden. Die „Designer-Haltestelle“ von Alessandro Mendini am Steintor wird übrigens zu den Bussteigen an den Straßenrand versetzt.
Damit wird auch ein Mangel der Liniengruppe D-West geheilt, denn sie berührte die Liniengruppe A an keiner Stelle. Vor dem Hauptbahnhof bestehen auch keine günstigen Umsteigeverbindungen zu den anderen Stadtbahn-Linien. Das große Streckenkreuz der Streckenbündel A, B und C liegt unter dem Platz vor dem Hannoveraner Wahrzeichen „Café Kröpcke“, der auf unserem Bild gerade von dem Großraumzug überquert wird. Die nächste Haltestelle in Richtung Norden (Strecken A und B) folgt dann erst wieder am Raschplatz hinter dem Bahnhof. Umsteigern wird die Streckenverlegung künftig also lange Fußwege ersparen.
Hier rächt sich ein wenig, das die Liniengruppe D als einzige in der Innenstadt keinen Tunnelabschnitt aufweist, die unterirdische Verbindung zwischen West- und Ost-Ast ist nie fertig gebaut worden. In der Station am Raschplatz (Umsteigen zur A-Strecke!) besteht sogar schon eine komplette Station unter dem aktiven Tunnel, die für die D-Strecke vorgesehen war.
-gk- / Foto: Sammlung -gk-