Sven Binder
Mit der Tram durch Hamm
Die Geschichte der Straßenbahn in Hamm (Westfalen) 1898–1961
SBB-Verlag, Dortmund 2023;
128 Seiten, Hochformat 17,5 x 24,5 cm, Hardcover, gebunden, ca. 190 schwarzweiße und farbige Abbildungen;
ISBN 978-3-910461-02-4
Im BMB-Vertrieb erhältlich für 32,00 € (auf Wunsch auch im Versand).
Die Straßenbahn in Hamm wird gemeinhin zu den Schienenbetrieben des Ruhrgebiets gezählt, obwohl sie mit keinem anderen Tramnetz der Region verbunden war. Ansätze dafür hat es zwar durchaus gegeben, doch hat die Nachfrage in der Randzone des Ruhrgebiets diese Verbindungen wohl nicht gerechtfertigt. So blieb die Straßenbahn in Hamm mit ihrer maximalen Streckenlänge von 22,5 km und vier Linien ein stets überschaubarer Betrieb.
Das Netz bildete – vereinfacht gesagt – ein Streckenkreuz mit einem deutlichen Schwerpunkt im Westen der Innenstadt. Die erste Strecke bediente zwar den vornehmen Osten der Stadt mit seinem Sole-Kurbad, die für die Fahrgastzahlen wichtige Industrie entstand mit dem wandernden Kohlebergbau aber eher im Westen der Stadt, weshalb eine der letzten Streckeneröffnungen im Jahre 1928 in den Ortskern von Pelkum führte, um einer Anbindung des Orts an Kamen zuvorzukommen.
Auch der Wagenpark blieb überschaubar. Einer Serie von zwölf Wagen aus den Anfangsjahren folgten weitere Wagen, die für Streckenerweiterungen benötigt wurden. Eher ungewöhnlich ist dabei, dass die Straßenbahn in Hamm auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten investieren konnte, als anderen Straßenbahnbetrieben das Geld dafür fehlte. Die zweite Generation erschien in den Jahren 1925-29 mit 16 deutlich moderneren Fahrzeugen. An den Entwicklungen der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg hat Hamm aber schon kaum noch teilgenommen: je zwei Aufbau- und Verbandstriebwagen ließen auf eine Abkehr von der Schiene schließen, die dann 1961 auch vollendet wurde.
Der Autor zeichnet diese Entwicklung ausreichend detailliert nach. Hilfreich sind dabei vor allem die Netzbilder, die die wichtigsten Entwicklungsstände dokumentieren. Entgegen einer Anmerkung im Vorwort kommen dabei auch Personal und Tarife nicht zu kurz.
Obwohl es nur wenige Farbbilder von der Straßenbahn Hamm gibt, ist das Buch durchgängig in Farbe gedruckt, was sich angesichts der vielen Dokumente, Fahrscheine und Netzpläne durchaus gelohnt hat. Überhaupt vermittelt die Präsentation des Stoffs den Eindruck einer liebevollen Gestaltung. Auch die Bildqualität ist durchweg gut, wobei einige Wiedergaben schlechter Vorlagen akzeptabel sind.
Wenn man etwas kritisieren möchte, dann eine gewisse Häufung von Bildmotiven aus dem Bereich der Innenstadt zwischen Markt und Bahnhof. Die Publikation von Frenz und Reimann aus dem Jahr 2008 beweist jedoch, dass die “üblichen Verdächtigen” auch außerhalb der Innenstadt intensiv fotografiert haben. Diese Archive scheint sich der Autor nicht erschlossen zu haben, wie auch das Buch im Quellenverzeichnis fehlt.
Fazit: Die vorliegende Neuerscheinung macht einen “runden” Eindruck und vermittelt auf kurzweilige Weise einen guten Eindruck von der Straßenbahn in Hamm, mehr muss man über den kleinen Betrieb eigentlich auch nicht wissen. Das Buch füllt eine Lücke in so mancher Bibliothek und kann schon von daher zum Kauf empfohlen werden.
-gk-