Oktober 2018 – Geschichte der Straßenbahn Augsburg

Guido KorffBuch des Monats LISTE

Martin Pabst
Geschichte der Straßenbahn Augsburg

Bauer-Verlag, Thalhofen 2018,
256 Seiten, Format 21 x 21 cm, Hardcover, gebunden, ca. 250 Abbildungen, acht Netzpläne;
ISBN 978-3-95551-109-8

Im BMB-Vertrieb erhältlich für 28,00 €

Die Industriestadt Augsburg verfügte seit 1881 über eine normalspurige Pferdebahn, die 1898 auf Meterspur umgebaut und elektrifiziert wurde. In der engen Altstadt versprach man sich von der schmaleren Spur eine bessere Kurvengängigkeit, den anfangs anvisierten Güterverkehr zu den zahlreichen Fabriken hatte man ohnehin schon zu Pferdebahnzeiten der „Augsburger Localbahn“ überlassen müssen.

Obwohl die Stadt in der weiten Ebene der Flüsse Lech und Wertach liegt, gibt es im Tramnetz einige Geländestufen zu überwinden. Bekannt ist der „Perlachberg“, der eine zwar kurze, aber deutliche Steigung von 10,4 % aufweist. Für deutsche Bahnen ungewöhnlich ist die technische Antwort des Verkehrsbetriebs, der den Beiwagenbetrieb auf dieser Strecke für riskant hielt, auf diese Herausforderung: Die Augsburger Straßenbahn beschaffte in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts überwiegend Motorwagen mit Maximum-Drehgestellen, die den Wagenpark lange Zeit zahlenmäßig dominierten.

Folglich war 1918 auch die Übernahme von zehn Zweiachsern (Tw 127 – 136) von der ortsansässigen Firma MAN eher eine Notlösung, weil der ursprüngliche Besteller – die Bergischen Kleinbahnen – sie nicht abnehmen konnten. Ein Jahr später gingen fünf davon doch noch auf die Reise nach Elberfeld. Einen davon kennen wir heute als Lehrwagen Tw 128 ; er ist in der Kohlfurth erhalten.

Das vorliegende Buch beschreibt die Geschichte der Augsburger Straßenbahn vom Beginn bis zum Stand von 2018 und blickt auch darüber hinaus. Die Entwicklung wird eingebettet in das politische Umfeld, das viele ungewöhnliche Wendungen erst verständlich macht.
Der Text wirkt ordentlich recherchiert, die eine oder andere „Anekdote“ als Konzession an die lokalen Leser sei da verziehen. Insbesondere die „wilden Jahre“ der Verkehrspolitik zwischen 1960 und 1980 werden sachlich und ohne „Fan-Romantik“ referiert, aber dennoch auch mal ein klares Wort nicht gescheut.

Die zahlreichen Bilder sind durchweg sehr gut wiedergegeben; einige frühe Farbbilder wirken als besondere „Hingucker“. Überaus hilfreich für das Verständnis der nicht immer klaren Netzentwicklung sind zudem die sehr klar gezeichneten Netzpläne, die mit der Pferdebahn vom Stand 1885 beginnen und bis 2018 reichen.

Neben der Infrastruktur kommt der Wagenpark nicht zu kurz: Das Fahrzeugverzeichnis vermittelt alle wichtigen Informationen; lediglich die eine oder andere Zeichnung wäre noch schön gewesen.

Fazit: Da es bislang keine umfassende Mongraphie über die Tram in der Fuggerstadt gab, schließt dieser Band eine Lücke in jedem Bücherregal, das gut sortiert sein will. Eine Empfehlung nicht nur für Schwaben!

-gk-