Zeitzeugenbörse Duisburg e. V.
Die Duisburger Straßenbahn
Sutton Verlag GmbH, Erfurt 2014;
128 Seiten, Seitenformat 17 x 24 cm, Hardcover, gebunden, ca. 200 Abbildungen (S/W);
ISBN 978-3-95400-361-7
Im BMB-Vertrieb erhältlich für 19,99 €
Deshalb ist es nur zu begrüßen, dass sich das Autorenteam der “Zeitzeugenbörse Duisburg e. V.“ vorgenommen hat, diese Lücke zu schließen. Allerdings ist darin bereits das Dilemma dieser Publikation für Straßenbahnfreunde angelegt. Als Gruppe örtlicher Heimatforscher schreiben die Autoren für das lokale Publikum. Wer nicht weiß, dass auch Duisburg aus einer Gruppe von Gemeinden zusammengewachsen ist, die schon vor ihrem Zusammenschluss wirtschaftlich bedeutend genug waren, eigene Straßenbahnnetze einzurichten, wird die Besonderheiten der (Alt-)Duisburger, Hamborner, Meidericher und Kreis Ruhrorter Straßenbahnbetriebe kaum einordnen können. Darüber hinaus fehlt auch in diesem Sutton-Band – wie meistens – jegliche Karte als Orientierungshilfe. Ebenso sucht man vergebens eine Fahrzeug-Übersicht.
Was darf der Straßenbahnfreund stattdessen erwarten?
Zunächst zu den Äußerlichkeiten: das Buch hebt sich durch einen festen Einband, höhere Papierqualität und durchweg verbesserte Bildwiedergabe angenehm von früheren Produkten des Verlages ab. Auf diese Weise positiv eingestimmt, lässt man sich gerne mitnehmen auf die bebilderte Rundreise durch das alte Duisburg, denn vom Kapitel über den Stadtbahnbau abgesehen, endet der Bilderreigen im Wesentlichen mit den späten 60er Jahren.
Schon das Titelbild deutet an, dass der Motivauswahl eine starke „menschliche“ Komponente innewohnt: auf vielen Bildern werden das Personal oder die Fahrgäste ins Zentrum gerückt. Dennoch kommt auch der technische Aspekt zu seinem Recht, wenn etwa die Hamborner „Hechtwagen“ oder die großen Vierachser der späteren Linie „D“ porträtiert werden. Die Bildauswahl führt dem Betrachter dabei deutlich vor Augen, wie rasch sich die Szenerie in einem industriell geprägten Gebiet wie Duisburg verändert, in dem sogar ein ganzer Stadtteil samt Straßenbahnlinie unter einer Abraumhalde verschwindet.
Erfreulich ist auch eine gewisse inhaltliche Vollständigkeit. Nicht nur die Vorläuferbetriebe der heutigen Duisburger Verkehrsgesellschaft finden Beachtung, sondern auch die beiden Nachbarbetriebe, die die erst seit 1975 zu Duisburg gehörenden linksrheinischen Stadtteile bedient haben: Die meterspurige „Straßenbahn Moers-Homberg GmbH“ und die Straßenbahn-Gesellschaft Homberg, deren Linien sogar bis auf die andere Rheinseite durchgebunden waren. Schließlich ist auch die Fernlinie M der Rheinbahn mit zwei Bildern vertreten, die sich in Moers die Endstelle mit der Homberger Linie teilte, „Duisburger“ Gebiet aber nicht berührte.
Fazit: Auf die umfassende Darstellung der Duisburger Straßenbahngeschichte werden wir also weiter warten müssen, die Zeit bis dahin überbrückt dieser Band aber mit vielen stimmungsvollen Aufnahmen und einem guten Überblick über die Duisburger Nahverkehrsvielfalt.
-gk-