August 2018 – Von Lennep ins Oberbergische

Guido KorffBuch des Monats LISTE

Kurt Kaiß / Thomas Kugel / Michael Peplies
Von Lennep ins Oberbergische
– Die Bahnlinie Lennep – Hückeswagen – Wipperfürth – Marienheide
Rheinisch-Bergische Eisenbahn geschichte Nr. 8

Verlag A. Kaiß, Leichlingen 2017
184 Seiten, Format 15 x 21 cm, Hardcover, gebunden, ca. 200 s/w und farbige Abbildungen;
ISBN 978-9818345-0-5

Im BMB-Vertrieb erhältlich für 20,- €

Das bergische Gebiet zwischen Remscheid und Gummersbach präsentierte sich nach der ersten Welle des Eisenbahnbaus noch als ein großer weißer Fleck auf der Streckenkarte. Zwischen den Tälern von Wupper und Sieg streckten sich nur langsam Schienenstrecken zu den größeren Orten wie Radevormwald, Hückeswagen und Wipperfürth vor. Die Linie von Lennep über (Bergisch) Born nach Hückeswagen eröffnete aber schon als eine der ersten am 15. Mai 1876 den Betrieb in die beschriebene Region; am Ende des gleichen Jahres (am 22. Dezember) wurde die ehemalige Hansestadt Wipperfürth erreicht. Kurz zuvor hatte auch die erste Teilstrecke der Wuppertal-Bahn von Lennep nach Krebsöge den Betrieb aufgenommen, so dass der heutige Remscheider Stadtteil zu einem Eisenbahnknoten herangewachsen war.

Von Wipperfürth sollte es eigentlich nach Köln weitergehen, denn die Fabrikanten der Stadt versprachen sich von der Stadt am Rhein die besten Absatzchancen für ihre Produkte. Diese Verbindung kam aber aus den verschiedensten Gründen nie zustande; auch dann nicht, als später die Lücke zur Sülztalbahn nach Lindlar (eröffnet 1912) nur noch ca. 15 km betrug.

Die Alternative, nach Marienheide weiterzubauen, traf dagegen auf die Skepsis der Preußischen Bahnverwaltung. Dazu muss man berücksichtigen, dass die Strecke anfangs noch „ins Leere“ gelaufen wäre, denn die Volmetalbahn, auf der man heute wieder per Schiene nach Marienheide reisen kann, gab es damals noch nicht. Ihre Gleise erreichten die Stadt, von Meinerzhagen kommend, erst 1892; ein Jahr später war dann auch Gummersbach durch die Verlängerung nach Dieringhausen angeschlossen.

Dennoch dauerte es sogar bis zum Januar 1902, bis durchgehende Züge von Lennep nach Dieringhausen verkehren konnten. Einen großen Teil dieser Verzögerung hatten sich die örtlichen Interessenten an der Bahn allerdings selbst zuzuschreiben, denn Streitigkeiten um Kostenbeiträge und Linienführungen belasteten den Planungsprozess.

Die Autoren setzen ihre Buchreihe zur Rheinisch-Bergischen Eisenbahngeschichte mit dieser Publikation in bewährter Weise fort, wobei der Band erstmals als hochwertig wirkendes Hardcover erscheint. Die zahlreichen Fotos und Gleisskizzen unterstützen den Text sehr anschaulich (manche Bilder hätte man aber gern größer gesehen) und es bleibt eigentlich keine Frage offen. Gerade die Innenaufnahmen der Bahnhofsgebäude vermitteln einen guten Eindruck von der „Reisekultur“ früherer Jahrzehnte. Die umgebenden Strecken, in deren Netz die hier behandelte Linie eingebunden war, stellen die Autoren ebenfalls in kurzen Portraits vor.

Es bleibt natürlich nicht aus, dass vor allem im Raum Lennep / Born inhaltliche Überschneidungen zu früheren Publikationen (z. B. über den „Balkan-Express“) vorkommen können. Die zahlreichen Verweise auf die früheren Hefte der Reihe vermeiden zwar „Doubletten“, stören aber manchmal etwas den Lesefluss. So hat Ihr Rezensent ein Bild des Lenneper Bahnhofs im Vorkriegszustand vermisst; da tröstet es wenig, dass man hierzu Heft 3 heranziehen könnte (wenn man es denn im Bücherregal hat).

Von diesem eher geringfügigen Kritikpunkt abgesehen, kann man das Buch uneingeschränkt empfehlen. Der Inhalt wirkt solide recherchiert; die Illustrationen sinnvoll eingesetzt. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ausgewogen.

-gk-