April 2019 – Die END – Straßenbahn Esslingen-Nellingen-Denkendorf

Guido KorffBuch des Monats LISTE

Andreas Illgen
Die END – Straßenbahn Esslingen-Nellingen-Denkendorf
Bahnen und Busse in und um Esslingen

VGB Verlagsgruppe Bahn, Fürstenfeldbruck 2019; 192 Seiten, Format 21 x 29,7 cm, Hardcover, gebunden, ca. 200 Abbildungen, zahlreiche Kartenskizzen;
ISBN 978-3-8375-2094-1

Im BMB-Vertrieb erhältlich für 39,95€

Für den Tramfan, der sie noch selbst kennengelernt hat, gehört die END zu den Straßenbetrieben mit „Kult-Charakter“. Die „urigen“ großen Überlandwagen, die engen Kurven der Zollberg-Auffahrt und die weite Landschaft auf den Filderhöhen prägten das Bild einer Bahn, die in den 70er Jahren längst aus der Zeit gefallen zu sein schien. Zwar wurden die Strecken erst 1926 und 1929 eröffnet, jedoch beschaffte die Gesellschaft noch bis in die 50er Jahre Wagen nach den alten Plänen.

Die Seitenbeschriftung der Wagen in den 30er Jahren, „Esslingen – Nellingen – Denkendorf – Scharnhausen – Neuhausen“, benannte die vier Fildergemeinden, die ihre Bürger täglich mit der END zur Arbeit nach Esslingen in die Fabriken im Neckartal schickten.

Umso erstaunlicher, dass in den all den Jahren nach Ihrer Einstellung im Jahre 1978 nie eine Monographie erschienen ist, die die Bahn angemessen gewürdigt hätte. Erst jetzt holt der VGB-Verlag mit dem Band von Autor Andreas Ilgen dieses Versäumnis nach. Vielleicht ist die lange Wartezeit aber sogar ein Glücksfall, denn jetzt ist die Zeit auch reif für all die herrlichen Farbbilder, die so lange in den Archiven geschlummert haben.

Das große Format des Buches räumt den Motiven den notwendigen Raum ein; dabei ist die Wiedergabe durchweg hervorragend. Der Fundus reicht sogar für „Themen-Specials“ wie Schnee-Szenen oder Nachtaufnahmen.

Zahlreiche Kartenskizzen helfen bei der Orientierung und Einordnung. Auch die „Einst & Jetzt“-Vergleiche sind sehr reizvoll, weil auf den aktuellen Motiven eigentlich immer ein Vertreter des vielfältigen Obus- und Omnibus-Parks mit im Bild ist.

Alle Aspekte der END sind abgedeckt, der eher überschaubare Wagenpark vollständig und im Detail abgehandelt. Es bleiben also kaum Wünsche offen!

Es war deshalb eine gute Idee, den Text zur END um Informationen zu den Verkehrsbetrieben zu ergänzen, die im Umfeld der Bahn aktiv waren oder sind. Während die in der Chronologie vorgeschaltete „Esslinger Städtische Straßenbahn“ ebenfalls umfassend dargestellt wird, gerät der Obus-Teil aber etwas zu knapp; hier vermisst der Leser z. B. Bilder aus der Frühzeit des Betriebs oder einen Hinweis auf den originellen Fahrleitungsmontagewagen. Die normalspurige Filderbahnstrecke nach Neuhausen und die direkte Stadtbahnlinie von Stuttgart nach Nelligen, die schon die END geplant hatte, vervollständigen den Überblick.

Fazit: Der Autor legt für die beliebte END endlich das lang erwartete und überfällige „Standardwerk“ vor – Uneingeschränkte Kaufempfehlung!

-gk-