KW 32/2017 – Nimwegen: Die unerwartete „Bergbahn“

Guido KorffBild der Woche

Sie kennen die Scherzfrage nach dem höchsten / meistbestiegenen Berg der Niederlande? Antwort: der Drachenfels bei Königswinter! Ansonsten: Holland ist so platt, da möchte man an Kopernikus zweifeln. Aber wie so oft, stimmt auch dieses Vorurteil nicht. Im Osten, entlang der deutschen Grenze, weist das Land doch einige Hügel auf. Eine eiszeitliche Endmoräne hat einen Erdwall hinterlassen, der beispielsweise nördlich von Arnheim als „Hoge Veluwe“ bekannt und bis zu 110 m hoch ist.

Nur 15 Km südlich von Arnheim liegt Nimwegen (ndl.: Nijmegen), das auf römische Wurzeln zurückgeht und als älteste Stadt der heutigen Niederlande gilt. Im Mittelalter entwickelte sich es sich durch die Lage am Rhein(arm) Waal zu einem wichtigen Handelsplatz und war sogar Hansestadt. Da wundert es nicht, dass nach 1889 verschiedene Dampfbahnlinien auf Nimwegen zuliefen. Der elektrische Betrieb startete 1911 und übernahm die für Straßenbahnen eher seltene Kapspur (1.067 mm) von den Vorgängern. Auch die Spannung von 800 Volt war für unsere Vorstellungen eher ungewöhnlich. Drei Linien (mit zwei Verstärkerlinien) bildeten über die Jahre das Verkehrsangebot. In Beek wartete bis 1949 nach kurzem Fußweg über die Landesgrenze die Klever Straßenbahn auf Anschlussfahrgäste. Durchgangsverkehr dorthin gab es aber nie – das hatten die unterschiedlichen Spurweiten verhindert.

In Beek war die Linie 2 aber noch nicht zu Ende; sie bog ab 1913 rechts ab und kletterte auf die Höhe zu dem kleinen Ort „Berg en Dal“. Der Name „Bergspoor“ (=Bergbahn) war Programm, denn es entstand hier die steilste Straßenbahnstrecke der Niederlande. Um genügend Höhe zu gewinnen, wurde eine Gleiswendel angelegt, die aufwärts im Uhrzeigersinn befahren wurde und die eigene Strecke auf einem langen Viadukt (fünf Felder) kreuzte. Dies war eine der ersten Spannbetonbrücken des Landes, die wir hier auf dem Bild sehen können; sie wurde erst 1969 wegen Baufälligkeit abgerissen.

In Nimwegen verkehrten deutsche Triebwagen-Fabrikate von Weyer (Düsseldorf) und Linke Hofmann (ehem. Herbrand, Köln-Ehrenfeld). Während Linie 1 im Jahre 1952 noch durch Obusse ersetzt wurde, übernahmen Ende 1955 Omnibusse die Bedienung von Berg en Dal. Die elektrische Straßenbahn in Nimwegen war damit Geschichte, Fahrzeuge oder feste Einrichtungen von ihr sind nicht erhalten.

Da Nimwegen seit Jahren stark wächst (plus 25.000 Einwohner in den letzten 20 Jahren auf jetzt 175.000 Bürger), gibt es immer wieder Vorschläge, einen modernen Trambetrieb zwischen dem Stadtteil Lent und der Universität einzurichten. Auch eine Strecke nach Kleve wurde untersucht. Engpässe sind derzeit wohl die Brücke über den Rheinarm Waal und – wie immer – das liebe Geld.
-gk- / Foto: Sammlung -gk-