KW 29/2017 – Pack die Badehose ein – wir fahr’n nach Pegli

Guido KorffBild der Woche

Eine Ansichtskarte aus dem Italien-Urlaub grüßt uns aus Pegli, einem Vorort nördlich von Genua. Hier wendet gerade die Tramlinie 2 auf der langen Küstenstrecke, die sich im Hintergrund noch bis Voltri (Linie 1) fortsetzt. „Lido di Pegli“ klingt vielversprechend – in Deutschland waren alle größeren Städte zu weit vom Meer entfernt, um das Vergnügen einer Trambahnfahrt zum Badestrand bieten zu können. In Genua war es damit 1964 ebenfalls vorbei, denn da wurde die Küstenlinie auf Omnibus umgestellt, zwei Jahre später fuhr die letzte Tram auf dem ehemals über 70 km langen Meterspurnetz der Stadt.

Was damals noch ganz idyllisch wirkte, hat sich mittlerweile drastisch verändert – die ganze sichtbare Bucht wurde zu einer künstlichen Halbinsel aufgeschüttet und darauf ein riesiges Container-Terminal errichtet. Aber auch die damalige Situation verliert auf den zweiten Blick etwas an Reiz: Der „Strand“ ist nur schmal und die stark befahrene Eisenbahnlinie nach Frankreich führt unmittelbar daran entlang. Heute trägt hier ein S-Bahn-ähnlicher Betrieb der Staatsbahn die Hauptlast des Verkehrs bis Voltri.

Bemerkenswert ist der in der Schleife wartende Gelenktriebwagen. Nachdem Italien in den 30er Jahren wesentlich fortschrittlichere Straßenbahnen als Deutschland entwickelt und vor allem dem Gelenkwagen zur technischen Marktreife verholfen hatte (die Düwag hat hier später „abgekupfert“), versuchte man nach dem Krieg in verschiedenen Städten, auch ältere Zweiachser wirtschaftlicher zu nutzen.

Der Genueser Verkehrsbetrieb UITE war auf diesem Gebiet besonders „kreativ“. Neben Dreiachsern mit einachsigem Nachläufer (Reihe 1200) und Wagen mit schwebendem Mittelteil (Reihe 1700) entstanden 1949/50 mit der Reihe 1600 Vierachser in Einrichtungsausführung, bei denen je ein Trieb- und Beiwagen unmittelbar per Gelenk miteinander verbunden.

Die Fahreigenschaften waren zwar bescheiden, denn die Untergestelle der Motorwagen harmonierten wohl nicht recht mit den fahrgestelllosen Beiwagen, die Fahrzeuge hielten sich aber bis zum Ende ihrer Stammstrecke im Jahre 1964 im Einsatz. Mit ihren Bogenfenstern wirken sie nach unserem heutigen Empfinden herrlich altmodisch, doch stammten die Spenderfahrzeuge aus den 20er Jahren. Typisch für Italien waren die mit 104 hohe Stehplatzzahl bei nur 24 Sitzplätzen und die hellgrün-dunkelgrüne Lackierung.

-gk- / Foto: Sammlung -gk-