KW 26/2017 – Ein schöner Rücken…auf Linie 18

Guido KorffBild der Woche

Ein „ordentliches“ Straßenbahnfoto zeigt Einrichtungswagen von vorne, Bilder von der Rückseite stammen eher von „Laien“. Wir sollten bei diesem Ansichtskartenmotiv aber immerhin anerkennen, dass es Triebwagen 8022 recht prominent in Szene setzt.

Der Sonnenstand an der Haltestelle “Schwelm Markt” spricht für den späten Nachmittag als Aufnahmezeitpunkt; man darf vermuten, dass mit der Linie 18 gerade zahlreiche Berufspendler heimgekehrt sind. Obwohl die Strecke nach Schwelm zu den „Außenlinien“ der Wuppertaler Stadtwerke zählte und immer eingleisig blieb, war sie doch stark frequentiert. Zwei Linien bedienten den Schwelmer Stadtkern im 10-Minuten-Takt, wobei die Linie 18 mit Ihren Gelenkwagen viele Jahre lang eine direkte Verbindung nach Elberfeld herstellte.

Ihr Redakteur erinnert sich noch sehr lebhaft daran, dass seine Mutter fast jede Woche einmal nach Elberfeld aufbrach, um das zu tun, was man heute „Shoppen“ nennt. Der Schwelmer Geschäftswelt hat dieser „Einkaufstourismus“ natürlich nicht gefallen und Kaufhaus-Besitzer Arno Blankenburg kämpfte an vorderster Front für die Einstellung der Schienenstrecke.

Im Frühjahr 1969 war er am Ziel: am 3. Mai fuhren die letzten Bahnen zum Schwelmer Brunnen. Begründet wurde dies mit anstehenden Ausbauarbeiten an der Bundesstraße 7, die die Gleisschleife am Brunnen dauerhaft vom Rest der Strecke abgetrennt hätten. Im Vorgriff darauf wendeten die Gelenkzüge sogar schon seit 1968 im Gleisdreieck der Wagenhalle bzw. wurden zuletzt noch durch die 4000er Baureihe abgelöst. Ausgebaut wurde die B7 dann ein Vierteljahrhundert später…

Der eingleisige Straßenbahnbetrieb im Gegenverkehr war seinerzeit nur noch vertretbar, weil die Hauptstraße als Einbahnstraße (in Blickrichtung) befahren wurde. Die im weiteren Verlauf folgende Engstelle ist später dem Neubau der Sparkasse zum Opfer gefallen, deren imposanter Altbau die linke Bildseite dominiert. Rechts übrigens eine Filiale von „Haschi“, einem damals in Wuppertal gut etablierten Bekleidungshändler.

Der Straßenzug auf dem Bild hat sich bis heute nur im Straßenbelag verändert. Die anfangs umstrittene Fußgängerzone ist mittlerweile voll akzeptiert und auch nach wie vor komplett mit Geschäften besetzt. Die Schwelmer Geschäftswelt hat also ihre Chance zu nutzen gewusst – im Gegensatz zu Arno Blankenburg, dessen Kaufhaus schon wenige Jahre nach der Stilllegung schließen musste – der große „Gegner“ Kaufhof war 1972 nach Schwelm gekommen…

-gk- / Foto: Verlag Max Biegel (Sammlung –gk-)