KW 33/2017 – Essen und sein „U-Bähnchen“

Guido KorffBild der Woche

Das große Gebäude im Hintergrund – der sog. „Saalbau“ – markiert den Streckenabschnitt der Essener Straßenbahn, der als erster „unter die Erde“ gegangen ist. In allen größeren deutschen Städten gab es bereits in den 60er Jahren Pläne und z. T. auch konkrete Baumaßnahmen, um die Straßenbahnen in die „zweite Ebene“ zu verlegen – übersetzt heißt das: dem Autoverkehr aus dem Weg zu räumen.

Im konkreten Fall ging es um die damalige Bundesstraße 1 – die heutige Autobahn A 40 –, die Essen südlich der Bergisch-Märkischen Bahnlinie von West nach Ost durchschneidet. Im Zuge der Huyssenallee kreuzten damals mehrere Straßenbahnlinien die B1 auf der Fahrt vom Hbf. in die südlichen Essener Stadtteile (damals auch noch via Stadtwaldplatz nach Rellinghausen).

Am 5. Oktober 1967 wurde der 522 Meter lange Tunnelabschnitt mit der Haltestelle „Saalbau“ eröffnet. Folglich haben die meisten Straßenbahnfreunde diesen Abschnitt oberirdisch schon nicht mehr erlebt. Die ersten Essener Tunnelabschnitte nach dem Konzept der „Stadtbahn Ruhr“ wurden dann erst zehn Jahre später dem Betrieb übergeben.

Das Konzerthaus „Saalbau“ am Stadtgarten im Südviertel folgte 1904 einem Vorgängerbau von 1864. Das markante Mansarddach aus Kupfer wurde beim Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg rekonstruiert. Richard Strauss, Gustav Mahler und Max Reger zählten zu den prominenten Musikern, die hier Konzerte gaben oder sogar ihre Werke sogar erstmals aufführten (z. B. Mahler seine 6. Sinfonie). Nach einer Renovierung wurde das Gebäude 2004 als „Philharmonie“ wiedereröffnet und die Tunnelhaltestelle entsprechend umbenannt.

Nebenan öffnete 1988 das Essener Opernhaus nach Plänen des bekannten finnischen Architekten Alvar Aalto seine Pforten. Es genießt international einen hervorragenden Ruf für seine gute Akustik. Direkt an seiner Südseite liegt seit 1977 die Tunnelrampe zur Rellinghauser Straße für die Linien nach Rellinghausen und zur Südumfahrung der Innenstadt. Die frühere Wendeschleife ist in der Baufläche des Gebäudes aufgegangen.

Auf dem Foto erkennt man einen der vierachsigen Düwag-Großraumwagen, wie sich in Essen noch relativ lange gehalten haben. Er fährt als Linie 2 nach Bredeney. Die kleinen Fenster sprechen für die zweite Bauserie der Jahre 1953/54 und er trägt die plastischen Aluminiumleisten, die den Zierstreifen unter den Fenstern einrahmen. Auf den Seitenwänden decken auch noch schmale Leisten die Stöße zwischen den Blechen ab.

Als Beiwagen folgt einer der Zweiachser der Serie 367-391 von 1956, die wie verkürzte Großraumwagen wirken. Im Design passt er gut zu seinem Zugfahrzeug, in den Fahreigenschaften wohl eher nicht.

-gk- / Foto: Sammlung -gk-